Story: Projekt Kontrolle (Project: Control)

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„Dieser Vierteljahresbericht ist… unbefriedigend“, dröhnte Nicolas Vorgesetzter. „Es gibt nicht genügend Details. Und es sind zu viele Zahlen in der Grafik. Die Schrift sollte größer sein. Die Tabellen sollten unsere Markenfarben verwenden. Und Sie sollten alles am Ende duplizieren.“
„Es duplizieren?“
„Eine Kopie für mich und eine weitere für den Abteilungsleiter.“
„Aber… ich muss nicht alles duplizieren. Sie können das Dokument einfach zweimal drucken.“
„Wir bezahlen Sie nicht, um clevere Ideen zu haben, Nicola. Wir bezahlen Sie, um Anweisungen zu befolgen.“
„Entschuldigen Sie“, murmelte sie.
„Wie bitte? Ich kann Sie nicht hören.“
„Ich habe es so sehr versucht. Ich habe spät gearbeitet, und an Wochenenden.“
„Das ist irrelevant. In diesem Unternehmen tolerieren wir keine schlechten Leistungen. Wenn Sie unseren Anforderungen nicht genügen, sollte Ihr Gehalt gesenkt werden. Stimmen Sie da nicht zu?“
„Ja.“
Nicola lief zurück zu ihrem Schreibtisch – sechs Treppen runter, fünf Korridore entlang und in einen großen, von fluoreszierenden Röhrenlichtern beleuchteten Raum. Es gab Fenster, aber sie waren sehr klein und hochgelegen, sodass sie nicht heraussehen konnte.
Sie schluckte etwas Kaffee hinunter. Sie war so ermüdet, dass er keinen Effekt zu haben schien. Über die letzten Monate hatte ihr Vorgesetzter ihr mehr und mehr Arbeit gegeben. Sie hatte so viele Berichte vorbereitet, dass sie manchmal nach der Hälfte vergaß, worüber sie handelten.
Sie hasste den Job, aber das Gehalt war gut und sie wusste nicht, was sie sonst machen sollte. Andere Unternehmen wären wahrscheinlich sogar schlechter. Wenn sie hier hart arbeitete, würde sie vielleicht schließlich befördert werden.
Ihr Handy vibrierte. Da war eine Nachricht.
„NICHT IGNORIEREN. Sie kennen mich nicht, aber ich kenne Sie. Sie sind gehirngewaschen worden, Nicola. Du willst nicht wirklich für sie arbeiten. Sie glauben mir nicht? Schauen Sie in den Ordner ‚Projekt Kontrolle‘. Das Passwort ist ‚Gehorsam‘.“
Zunächst wusste Nicola nicht, was sie tun sollte. Aber sie suchte nach dem Ordner in dem Unternehmensnetzwerk und fand ihn. Sie gab das Passwort ein, und zu ihrer Überraschung öffnete sich der Ordner.
Darin waren Hunderte Dateien, jede mit einem anderen Namen eines Angestellten. Als Nicola eine Datei mit ihrem Namen fand, holte sie tief Luft. Sie öffnete die Datei.
„Das Subjekt ist eine dreißig Jahre alte Frau. Zehn Milligramm der Droge sind täglich drei Jahre lang zu ihrem Kaffee hinzugefügt worden. Das Subjekt ist weniger kreativ, fügsamer und akzeptiert mehr und mehr Arbeit ohne Beschwerde. Empfehlung: Dosis erhöhen.“
Nicola spuckte ihren Kaffee aus. Eine weitere Nachricht kam.
„Sie machen die Droge auf Level B-sechs. Der Code ist vier-zwei-sieben-acht. Eine Bombe befindet sich unter ihrem Tisch. Bringen Sie sie in das Labor. Da sind zwei Knöpfe; drücken Sie sie zur selben Zeit und halten Sie für fünf Sekunden gedrückt. Dann werden Sie zehn Minuten haben. Sie können das schaffen. Alle zählen auf Sie.“
Mit zitternden Händen fühlte Nicola unter ihren Schreibtisch. Da war etwas großes an der Rückwand, versteckt in den Stromkabeln. Sie sah sich um. Alle anderen tippten hastig und starrten auf ihre Bildschirme, ohne zu blinzeln.
Sie nahm das Gerät. Es war sehr kompliziert, mit Mikrochips und verworrenen Kabeln, die drei rote Röhren umgaben.
Dies war kein Scherz. Die Dateien waren real. Die Bombe war real.
Nicola konnte es nicht glauben. Sie war nicht verängstigt. Zum ersten Mal seit Jahren fühlte Sie sich in Kontrolle. Sie fühlte sich, als ob ihr etwas wichtig war. Sie hatte vor, es zu tun.
„Nicola!“, rief ihr Manager.
Nicola nahm ihren Kopf hoch. Sie war auf dem Schreibtisch des Vorgesetzten in seinem Büro eingeschlafen. Verwirrt stand sie auf. Sie rieb sich ihre Augen und richtete ihre Jacke.
„Ich bin sehr nachsichtig mit Ihnen gewesen, Nicola, trotz Ihrer unprofessionellen Einstellung, Ihrem halbherzigen Einsatz und Ihrer kontinuierlichen Missachtung der Hierarchie dieses Unternehmens!“, schäumte der Vorgesetzte. „Aber das ist zu viel! Sie sind gefeuert!“
Ein paar Zähne glänzten auf Nicolas Wangen. „Oh…“, sagte sie lächelnd. „Danke!“