Story: Ihr tiefstes Geheimnis (Her Deepest Secret)

Language German – A story for learners of German who speak English
Level A2 (2 of 6) – Basic (Essentials) What's this?
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„Etwas an diesem Gemälde ist ungewöhnlich“, sagte der Touristenführer. „Können Sie erkennen, was es ist?“

Die Touristen schauten genau hin. Hinter ihnen gingen andere Touristen durch das Museum.

„Es ist die Farbe. Sie ist dick“, sagte eine Frau laut. Sie trug eine Sonnenbrille und einen großen Hut.

„Es ist ein Ölgemälde“, sagte der Touristenführer. „Das ist normal.“

„Es ist nicht realistisch. Die Farben sind blass.“

„Es ist über dreihundert Jahre alt. Und Sie tragen Sonnenbrille, Madame.“

„Nun, was dann?“, sagte jemand anderes.

„Die Frau in dem Gemälde… niemand weiß, wer sie ist. Aber wir können viel über sie herausfinden, indem wir genau hinsehen. Tatsächlich können wir ihr tiefstes Geheimnis herausfinden.“

„Sie war sehr intelligent“, sagte der vorlaute Sohn der Frau. Der Junge ließ die Hand der Frau los und trat vor.

„Sei ruhig, Ludwig“, sagte die Mutter. „Du blamierst mich.“

„Woher weißt du das?“ fragte der Touristenführer.

„Sie hat so viele Regale voll mit Büchern. Da ist ein Schreibtisch im Raum, mit Papier und Tinte. Sie lernt gerne.“

„Sehr gut!“ sagte der Touristenführer. „Der Künstler wollte, dass wir diese Dinge bemerken. Er sagt uns, wer sie war.“

Die anderen Touristen nickten und schauten begeistert. Die Mutter schaute nicht.

„Sie reist gerne“, fuhr Ludwig fort.

„Ludwig!“, sagte die Mutter. Sie drehte sich zum Touristenführer. „Ich entschuldige mich für meinen Sohn. Ich kann ihm nicht beibringen, still zu sein.“

„Ich sehe, warum das schwer für sie ist“, sagte jemand.

„Ja, er ist ein sehr schwieriges Kind.“

„Warum denkst du, dass sie gerne reiste?“, fragte der Touristenführer Ludwig.

„Der Stil des Raums ist europäisch. Aber schauen Sie sich um. Der Teppich ist indisch. Dieser Schmuck ist aus Peru, denke ich. Und der Spiegel sieht aus —“

„Tu, was dir gesagt wird!“, sagte die Mutter, die Handtasche schließend. „Wir gehen.“

Nachdem Ludwig und seine Mutter gegangen waren, fragte ein Mann: „Aber was war das Geheimnis?“

„Schauen Sie in die Ecke.“

„Ist das… Kinderspielzeug?“

„Ja! Aber warum hat der Künstler es gemalt? Er sagt uns, dass die Frau ein Kind hatte – ihr Kind. Ihre Liebe war ein Geheimnis, aber er wollte, dass wir es wissen. Nun folgen Sie mir bitte…“

„Du musst lernen, still zu sein!“ sagte die Mutter zu Ludwig, als sie aus dem Museum gingen.

Es war Abend und die Stadt war belebt, laut und voller heller Lichter.

„Aber sie haben immer noch nicht das echte Geheimnis bemerkt!“, sagte Ludwig.

„Ich bin froh darüber. Nachdem dein Vater gestorben war, wollte ich das Gemälde verbrennen. Aber ich bin froh, dass ich es verkauft habe, sodass ich es immer noch sehen kann, von Zeit zu Zeit.“

„Aber Papa hat es gehasst, im Geheimen zu leben! Er wollte, dass die Leute dich verstehen! Deswegen hat er dich realistisch gemalt – ohne eine Reflexion in dem Spiegel!“

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